Den Namen Schlick gab es nur in Krasna, in keiner anderen bessarabischen Kolonie. Die Familie Schlick ist zwar nicht besonders groß an Mitgliedern, aber sie kann auf eine lange Reihe von Vorfahren zurückblicken. Nach Krasna kam Christian Schlick, am 17. Juni 1798 in Salmbach/Elsass geboren.
Seine Vorfahren sollen nach untenstehender Quelle zur böhmischen Patrizierfamilie Schlick gehören, die bis Heinrich SCHLICK †1425 zurückverfolgt werden kann.
Albin Schlick ist der nachweislich älteste Vorfahr in Deutschland.
Hier die frühe Generationenfolge der Schlicks in Böhmen:
Mathias SCHLICK †1487 & *1437 Kunigunde von SEINSHEIM de SCHWARZENBERG †1469
Kaspar SCHLICK * ca. 1460 - ca. †1516 & Elisabeth von GUTENSTEIN
Lorenz SCHLICK & Katarina von WARTENBERG
Christoph SCHLICK * ca. 1525 - †1578 & Barbara von KOLOWRAT
Wilhelm SCHLICK †1604 & Dorothea von KOLOWRAT-NOWOHRADSKA
Albin SCHLICK * ca. 1580 - †1620/ & ? ?
Den Schlicks gehörten neben den Grafschaften Passaun (Bassano) in Norditalien und Weißkirchen in der heutigen Westslowakei auch Falkenau an der Eger sowie weitere Höfe.
Repräsentanten der Familie nahmen aktiv an den Aufständen gegen die Habsburger 1618-1620 teil. Friedrich der V. von der Pfalz, von 1619 bis 1620 böhmischer König, musste nach der Schlacht am Weißen Berg am 8. November 16201 abdanken2 und in die Pfalz zurückkehren. Getreue Unterstützer des böhmischen Adels mögen ihm dahin gefolgt sein.
Nach der Schlacht am Weißen Berg verloren auch die evangelischen Schlik ihr Vermögen, das vom Kaiser konfisziert wurde. Nachdem er am Aufstand gegen die Habsburger in Böhmen teilgenommen hatte, kam Albin Schlick 1620 nach Fischbach in die Pfalz (Historischer Verein für die Bayerischen Rheinlande 1831 übernommen von D.A. Kastens).3
Pierre Albin Schlick * ca. 1582 Falkenau (Böhmen) - heute Sokolov, † ca. 1635 in Fischbach, Alter: vielleicht 53 Jahre alt
Eltern: Wilhelm Schlick † 1604 und Dorothea von Kolowrat-Nowohradska
Verheiratet mit Johanne von WILDENFELS * 1582, † 1623, 41 Jahre alt
Kinder: Jean Georges Schlick * ca. 1616, † ca. 1670
Jean Georg SCHLICK * 1616, † 1670 in Fischbach , Alter: 54 Jahre alt
Eltern: Albin SCHLICK * ca. 1580, † 1620 und ? ?
Verheiratet mit Apollonia HOFFMANN † ca. 1673 (zweite Ehe)
ihre Kinder:
M Hans Léonard SCHLICK * ca. 1645In erster Ehe war er verheiratet mit N SCHAFF
M Ludwig SCHLICK
M Johann Adam SCHLICK * ca. 1646, † 1726
Hans Léonard SCHLICK * ca. 1645 in Fischbach, Südwestpfalz, † 1703
Eltern: Jean Georges SCHLICK * ca. 1616, † ca. 1670 und Appolonia HOFFMANN * ca. 1625, † ca. 1673
Verheiratet mit Anna Catharina STAUB * ca. 1628,
ihre Kinder:
M Simon SCHLICK * ca. 1665, † 1743
M Balthazar SCHLICK * ca. 1668. † 1733
M Johann Philipp SCHLICK * ca. 1670
Balthazard SCHLICK, * ca. 1670 in Bundenthal/Pfalz, † 12. Oktober 1733 in Bundenthal
Eltern: Hans Léonard SCHLICK * ca. 1645 und Anna Catharina STAUB * ca. 1628
Verheiratet am 8. April 1704, Bitche, mit Marie Marguerite REMY * 1685
ihre Kinder:
M François-Joseph SCHLICK * ca. 1715, † 1799
Franz Joseph Schlick sen. * 1715 in Bundenthal, Kreis Südwestpfalz, † 28. Februar 1799 Salmbach, Bas Rhin, Alsace, Alter: 84 Jahre
Eltern: Balthazar SCHLICK * ca. 1668, † 1733 und Marie Marguerite REMY * 1685
Verheiratet am 27. November 1743, Salmbach, Bas Rhin mit Maria Eva CHRIST * 1725, † 1798
Das Paar hatte insgesamt 14 Kinder. Für uns relevant sind:
M Philippy SCHLICK * 1752, † 1820
M Franciscus SCHLICK * 1753
Philipp SCHLICK * 08. Januar 1752 in Salmbach, hat laut Kirchenbuch von Salmbach am 27.01.1784 Regina Brenckle geheiratet.
Ihre Tochter Marie Apolline SCHLICK ist in Polen geboren: am 5. April 1810 - Rzeczyka, Tomaszow Mazowiecki, Lodz, Pologne.
Die Familie ist vor 1818 nach Salmbach zurückgekehrt.
François Joseph SCHLICK, * 20. August 1753 in Salmbach, 67432, Bas Rhin, Verstorben
Eltern: François Joseph SCHLICK * 1715, † 1799 und Maria Eva CHRIST * 1725, † 1798
Verheiratet am 4. Mai 1784, Salmbach, Bas Rhin, Alsace mit Marie Barbara CHRIST * 1762
ihre Kinder:
Franz Joseph Schlick und sein Bruder Philipp Schlick sind mit ihren Familien nach Südpreußen ausgewandert4. Angestoßen wurde dies wohl durch die Not, die im Unterelsass im Verlauf der Französischen Revolution5 entstanden war.
Dies betraf besonders die an die Süd-Pfalz und an Nord-Baden angrenzenden Kreise Weißenburg, Hagenau und Zabern. Sie wurden nämlich in den Revolutionsjahren schwer heimgesucht und waren deshalb viel ärmer geworden als die anderen Kantone im Unter-Elsass.
Viele Elsässer flohen über den Rhein nach Baden. Die Regierung veräußerte ihre früheren Besitztümer an die Zurückgebliebenen und Hinzugewanderten. Enteignet entwurzelt und entmutigt, mussten ehemalige Bauern und Gutsbesitzer jetzt als Tagelöhner und Feldarbeiter arbeiten. Hinzu kamen auch noch manch andere Missstände, über die sich die armen Leute beklagten.
Südpreußen war eine von 1793 bis 1807 bestehende Provinz des Staates Preußen6. Sie umfasste die Gebiete der historischen Landschaften Großpolens und Masowiens, die mit der Zweiten Teilung Polens von Preußen annektiert worden waren.
Während der preußischen Verwaltungszeit erfolgten gezielte Ansiedlungen durch die preußischen Behörden. In dieser Zeit entstanden die sogenannten "Schwabendörfer", da die neuen Siedler meist im kriegsbedrohten Südwestdeutschland (der Pfalz, Hessen, Lothringen, dem Elsass und Württemberg) geworben wurden.
Die Kolonisten gelangten über Marburg, Hersfeld, Gotha, Erfurt, Leipzig, Mühlberg, Cottbus, Krossen a. O. mit Pferdefuhrwerken oder zu Fuß nach Südpreußen, Reisedauer ca. 6 - 8 Wochen.
Die Regierung unterstützte die Kolonisten durch Landzuweisung, Reisegelder, Aufbau der Häuser und Zuteilung von Wirtschaftsgeräten.
Die Siedlungsbedingungen waren erst günstig. Aber ab 1803 als die Schlick-Brüder ankamen, waren die Vergünstigungen vom mitgebrachten Vermögen der Kolonisten abhängig gemacht worden, wodurch viele Bewerber nur eine Häulserstelle mit 4-6 Morgen erhielten, sodass sie gezwungen waren, als Tagelöhner oder Handwerker ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Letzteres traf auch auf Franz Schlick zu.
Beide werden genannt in der Altpreußischen Geschlechterkunde7:
Rzeczyca war am Ende des 16. Jahrhunderts ein königliches Dorf der Herrschaft Inowlódz. Im Ortsbereich gab es das Gut Rzeczyca. Das erklärt die Ansiedlung von Häuslern auf Domänenvorwerken.
Das untenstehende Foto soll das Gutsgebäude zeigen. Heute steht es wohl nicht mehr.
Aber nach nur wenigen Jahren Aufenthalt in Polen kam die Familie Schlick wieder in unruhige/schwierige Zeiten. Sie geriet, wie viele deutsche Siedler, in dem 1807 gegründeten Herzogtum Warschau8 in eine verzweifelte Situation:
Der russische Zar war auf ihre trostlose Lage der Siedler bei der Verfolgung der Grande Armée Napoleons auf dem Rückzug von ihrem Russlandfeldzug aufmerksam geworden (russische Truppen standen bereits im Frühjahr 1813 wieder in Warschau). Er machte ihnen ein verlockendes Angebot. In seinem Aufruf vom 29. November 1813 sicherte Zar Alexander deutschen Siedlern, die sich als Kolonisten in Bessarabien niederlassen wollten, "auf ewig" Land und Freiheitsrechte zu.
Wie viele andere, nutzten die Schlicks die Gelegenheit, ihrem Elend zu entkommen und einen Neuanfang zu beginnen. Sie verließen ihre kaum erworbene Heimat in Polen und zogen 1814 nach Bessarabien und gründeten die Kolonie Krasna.
Der Sohn Christian von Franz Schlick zog von Südpreußen weiter nach Krasna9.
Ob das mit seinen Eltern geschah oder ob er allein oder in anderer Familie reiste, ist (noch) nicht bekannt. Christian ist die älteste männliche Person dieses Namens in der Krasna-Datenbank von Ted Becker. Es ist nicht nachweisbar, ob er schon bei Gründung der Kolonie (1814/15) dort ankam oder später. Er wird erstmals im Jahr 1831 schriftlich genannt (Kirchenbuch von Krasna). Geheiratet haben soll er 1830 in Krasna.
Es dürfte schwer sein, Spuren von ihm in Polen zu finden: er ist dort nicht geboren, er hat dort wohl nicht geheiratet. Hinzu kommt, dass Aufzeichnungen über Geburten, Heiraten, Tod im Herzogtum Warschau erst durch Napoleon verbindlich eingeführt wurden. Katholische Kirchengemeinden hatten diese im Auftrag des Staates vorzunehmen. Entsprechende Eintragungen beginnen oft erst im Jahre 1808.
Die erste Erwähnung des Namens Schlick im Kirchenbuch von Krasna Eine Elisabeth Schlick taucht als Patin auf bei der Taufe am 14. 10. 1823 von Albert Braun. Dies wiederholt sich bei der Taufe am 23. 12. 1825 von Peter Märtz. In anderen Dokumenten taucht sie nicht auf. Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass sie bald nach der Erwähnung im Taufbuch wohl gestorben oder weggezogen ist. Es ist nicht klar, ob ihr Mädchenname Schlick ist. Dies dürfte zutreffen, wenn sie in dieser Zeit nicht Witwe war oder Christians Ehefrau, denn außer Christian gibt es zu diesem Zeitpunkt in Krasna keinen männlichen Schlick. Denkbar wäre es: beide waren 1823 zwischen 23 und 25 Jahre alt; seine dokumentierte Ehe mit Anna Maria Wagner datiert von 1830, als er bereits 32 Jahre alt war. Seine Schwester kann sie nicht gewesen sein. Eine solche mit Namen Elisabeth ist 1792 gestorben. Die Cousine Elisabetha Schlick, geboren am 20. Juni 1801 - Salmbach war zwar auch in Polen, ist aber mit ihrem Vater Philipp Schlick, ein Bruder von Christian Schlicks Vater Franz Joseph, um 1813 ins Elsass zurückgekehrt und hat dort geheiratet. |
Christian Schlick in Krasna
Verheiratet mit Anna Maria WAGNER * ca. 1820 (Eltern : Johannes Peter WAGNER * 1796 & Margaretha PETSCH * 1798 )
Ihre Kinder:
Elisabetha SCHLICK * ca. 1839, † 1922
Magdalena SCHLICK * ca. 1835
Josef SCHLICK * 1845, † 1913
Insgesamt hatte er mit seiner Frau Anna Maria Wagner sieben Kinder.
AUDITING REGISTER: 01 April 1835, Auditing Register (Tax List) of Krasna Bessarabia Russia, (register of men & women who are to be taxed in Krasna Colony), National Archive of Moldowa, Kischinev, Moldowa (Moldavia), Fond 134, Inventory 2, File 9, Pages 138-181.
Family # 49; Christian age 38 yr.
CENSUS: 1835/1850; Krasna Bess/Russ; Located in National Archives of Moldavia, Kischinev Moldavia;
Author:
Eduard Volk
Neuwied, April 2025
Eduard´s Vorfahre ist Klemens VOLK