[Übersicht]  [Übersicht] 

 [ Zurück nach Krasna Photo Collection ]

Individual Report




Isidor Leinz

Isidor Leinz (1877-1945) war der Sohn von Gottlieb Leinz, der als Oberschulz seine Gemeinde Krasna vier Amtsperioden lang führte.

Gottlieb Leinz übertrug die Arbeit in der Dampfmühle, die er zusammen mit Hieronymus Ternes im Jahr 1895 erbaute, seinen Söhnen Maximilian, Isidor und Korbinian. Maximilian starb schon frühzeitig. Korbinian hatte in der Mühle einen schweren Unfall erlitten und fiel dadurch als Arbeitskraft aus. So musste Isidor sich schon als junger Mensch mit den körperlichen und geistigen Mühlenarbeiten vertraut machen. 1924/25 sollte die Mühle auf einen zeitgemäßen Stand gebracht werden. Der Umbau von der Dampf- zu einer Motormühle endete aufgrund widriger Umstände für alle Beteiligten, Nachkommen der Mühlengründer, zu einem finanziellen Fiasko. Die Mühle wurde verkauft.

Isidor trat in den 1920er Jahren zusammen mit nahen Verwandten als Eigentümer von einer der beiden Ziegeleien in Krasna auf. Wie lang diese Ziegelei Bestand hatte, ist unbekannt.

Eigentlich war Isidor durch und duch Bauer. Er wird als für damalige Verhältnisse aufgeschlossen und vorbildlich beschrieben, dessen Meinung gefragt war. Die häufig angewandte Redewendung "Karl Leinze Isidor hat gesagt..." zeigt die Wertschätzung für ihn. Er galt z.B. als Pferdekenner und wurde von der Gemeinde beauftragt, den Gemeindezuchthengst zu beschaffen. Dazu reiste er zu den Donkosaken ins Chersonsche Gebiet. Während der rumänischen Zeit, als Krasna die Haltung eines Gemeindehengstes aufgegeben hatte, hielt er privat einen Zuchthengst.

Isidor Leinz brachte sich ins öffentliche Leben seiner Gemeinde Krasna ein. Er war 1928 in den Kommunalrat gewählt worden und behielt diese Aufgabe bis zur Umsiedlung bei. 1928/29 wurde er in der Verwaltung der Krasnaer Genossenschaftschaftsbank als Kassierer genannt. Lange Zeit war er im Kirchenrat. 1938 sprach er bei der Einweihungsfeier des Kulturhauses "Unser Heim" in der Funktion als Präsident der Baukommission.

Isidor Leinz musste viele Jahre im russischen Militärdienst verbringen. 1899 bis 1903 diente er als Soldat vorwiegend in Warschau. Diese Rekrutenzeit nutzte er, um sich persönlich weiter zu bilden, insbesondere nahm er Deutschunterricht. Im Russisch-Japanischen Krieg 1904/1905 war er wieder eingezogen, ebenso im Ersten Weltkrieg. Er war an den Schlachten bei Tannenberg/Ostpreußen vom 26. bis 30.8.1914 unter Samsonow beteiligt; ein Großteil der russischen Truppe ging nach der verlorenen Schlacht in Gefangenschaft. Der Winterschlacht in Masuren zwischen dem 7. und 22. Februar Februar 1915 war er gerade noch entkommen, als zehntausende russische Soldaten fielen und knapp hundertausend in deutsche Gefangenschaft gerieten.

Die schulische Bildung seiner Kinder lag ihm am Herzen. Er hielt sie zu schulischem Fleiß an. Seine Kinder waren "Vorderbänkler", nicht durch autoritäre Strenge, sondern durch Lob und persönliche Hilfe. (Im Schulunterricht gab es eine klare Leistungseinstufung: die besten Schüler saßen vorn, die schlechteren entsprechend weiter hinten.) Über das Schulische hinaus ermunterte er seine Kinder, Gedichte zu lernen. Als sich durch Pfarrer Schumacher kulturelles Leben in Krasna regte, ließ er seiner Tochter Rosa das Gitarrespielen und seinem Sohn Alois das Cellospiel erlernen. Beide Kinder beteiligten sich beim Theaterspielen. Auf sein Drängen besuchten sein Sohn Josef und sein Enkel Isidor die Landwirtschaftsschule in Strasburg/Westpreußen.

Isidor Leinz war ein Familienmensch. Er war es, der in Krasna an den Winterabenden seine Kinder um sich sammelte und ihnen Märchen und Geschichten aus seinem bunten Leben erzählte. Trotz seiner vielen Aufgaben als Großbauer nahm sich der "Hinnervatter" Zeit, jedes seiner Enkelkinder, das auf seinen Hof kam, kurz zu begrüßen, ihm über den Kopf zu streicheln, freundlich zu lächeln. Im Umsiedlungslager Bad Schandau scharte er seine noch ledigen und die Familien seiner verheirateten Kinder um sich, er freute sich am "trauten Zusammensein", wie er die Geselligkeit im Kreis seiner großen Familie in seinem Bericht nennt.

Ein großer Schatz ist seine Schilderung "Einiges über die Zustände in der letzten Zeit in Bessarabien und unsere Auswanderung nach Deutschland".


Gisela Schaal, Enkelin von Isidor Leinz

Stuttgart, den 07.Juli 2020


Skizzenhafte Momentaufnahmen geben wenige Blicke frei auf die Person des Isidor Leinz. Sie tauchen auf

  • im "Heimatbuch, 25 Jahre nach der Umsiedlung", 1965, herausgegeben von Alois Leinz, Sohn von Isidor Leinz
  • in den nicht-öffentlichen Beschreibungen "Hinnervatter" und "Die zwölf Kinder des Ehepaares Irena und Isidor Leinz" von Otto Gedack, der seinen Großvater Isidor Leinz in Krasna und während der gemeinsamen Wohnzeit in Zielen/in Westpreußen erlebte
  • im Buch " Krasna, Ein deutsches Dorf in Bessarabien", 2008 von Eduard Volk

Weitere individuelle Ahnenlisten und Berichte

This report and all informations therein contained
may not be used or transmitted elsewhere without prior approval of the authors
Ted J. Becker & Otto Riehl, Kirchlinteln

Index
[de]    [en]    [fr]    [pt]


Imprint