Johann Jost1 WINGENBACH aus Oberrod im Westerwald2 ist der Ahnherr der Krasnaer Wingenbachs.
Wingenbach, Johannes * um 1614,3
⚭ Schneider, Margaretha * um 1615 Oberrod
- Wingenbach, Heinrich, Witwer * 10.09.1640 Elsoff † 07.01.1712 Mittelhofen
⚭ Kessler, Eva * August 1651 Mittelhofen † 21.06.1719 Mittelhofen
- Wingenbach, Hans Georg * 06.Januar 1681 Mittelhofen
⚭ Linn, Anna Eva * 20.Juni 1688 Mittelhofen † 04.Februar 1757 Mittelhofen
- Wingenbach, Johann Adam * 30.08.1719 Mittelhofen † 01.08.1773 Oberrod
⚭ Schnorr, Anna Eva * 02.06.1719 Oberrod
- Wingenbach, Johann Jost * 11.08.1754 Oberrod
⚭ Simon, Helena * 05.12.1764 Elsoff
Das Ehepar hatte weitere Kinder, die unterwegs oder in Polen geboren sind.
Johann Jost Wingenbach wanderte 1799 mit seiner Familie nach Polen aus. Er wird als Auswanderer aus Oberrod nach Südpreußen im Jahre 1799 genannt:
Wingenbach Johann Jost Oberrod, 50 J, Frau + 3 Kinder (172/2677 #570)6.
Oberrod gehörte damals zum Fürstentum Nassau. Die Nassauer Fürsten hatten in Deutschland viele Ländereien links und rechts der Lahn (vor allem im Westerwald bis Siegen und im Taunus bis Wiesbaden). In der uns interessierenden Zeit um 1790/1800 war der größte Teil des nassauischen Territoriums im Besitz der Fürsten von Nassau-Oranien mit Regierungssitz Dillenburg. In dieser Zeit lebte Wilhelm Friedrich Erbprinz von Nassau-Oranien.
Wilhelm Friedrich von Nassau-Oranien hatte umfangreiche Liegenschaften in Südpreußen erworben. Seine Besitzungen gruppierten sich um die Orte Widzim bei Wollstein, Stenschewo, Kreis Posen-West, Racot bei Kosten und Czeszewo bei Miloslaw. Um diese Güter nutzbar zu machen, entschloss sich der Prinz, Kolonisten aus seinem Erbland Nassau heranzuziehen; doch um dieses Land nicht wirtschaftlich zu schädigen, sollten nur solche Leute zur Ansiedlung zugelassen werden, "deren Entbehrung dem Lande keinen Schaden brächte" (Aufforderung des Erbprinzen zur Beteiligung am Kolonistenwerk vom 03.11.1798). Die Notlage des Landes in Folge der Franzosenkriege kam dem Unternehmen zugute.
Am 05.05.1799 wurde der Befehl zum Aufbruch gegeben; über Marburg, Hersfeld, Gotha, Erfurt, Leipzig, Mühlberg, Kottbus, Krossen a. O. gelangten die Ansiedler nach der neuen Heimat. Hier angelangt, fanden die Kolonisten Unordnung und Verwirrung vor; die nötigen Landvermessungen waren noch nicht beendigt; die Ackerlose konnten nicht angewiesen werden; es fehlte an Wohnungen u.s.w.
Zwar griff die preußische Regierung ein, um der bittersten Not zu steuern; aber auch jene, welche sesshaft wurden, fanden sich in vielen Hinsichten enttäuscht und wurden ihres Lebens in der neuen Heimat nicht froh. Ihre bescheidenen Mittel waren auf der Reise und bei der Ansiedlung aufgebraucht; inmitten der fremdartigen Umgebung überkam sie das Heimweh: so begann denn eine immer stärker werdende Rückwanderung.
Von den etwa 400 Familien mit rund 2000 Personen, die den Zug nach Osten tatsächlich angetreten hatten, verblieb nur etwa der fünfte Teil in Südpreußen.
Jost Wingenbach gehörte mit seiner Familie zu Einwanderern, die in Südpreußen blieben.
Die Familie hat, wie sich aus dem Geburtseinträgen der Kinder Joseph und Florianus ergibt, in Tomice gewohnt. Der Ort Tomice gehört zu der Herrschaft Steszeo, die dem Erbprinzen Wilhelm von Oranien in Südpreußen gehörte und wo er 1799/1800 Kolonisten aus den Territorien von Nassau ansiedelte.
Mehr zur Reise nach Polen und der späteren Weiterwanderung nach Krasna kann bei den Wanderschulzen nachgelesen werden.
Johann Jost Wingenbach ist noch mit weitergewandert nach Krasna. Er ist vor 1835 in Krasna gestorben. Ob seine Ehegattin Helena SIMON noch mit nach Krasna kam, ließ sich bisher nicht ermitteln.
Von Krasna aus sind Mitglieder der Sippe Wingenbach weitergewandert nach Emmental, dem Kaukasus, in die Dobrudscha, nach USA, Kanada und Brasilien.
Die Sippe Wingenbach gab es in Krasna bis zur Umsiedlung im Jahr 1940. Anna WINGENBACH * 19.03.1940 war die letzte in Krasna geborene Person der Familie.
Eduard Volk
Neuwied, Oktober 2024
Eduard's Vorfahre ist Klemens VOLK