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Individual Report



Peter Ruscheinski, Bürgermeister von Karamurat in der Dobrudscha1

Peter RUSCHEINSKI ? 10.02.1850 in Krasna, war Bürgermeister von Karamurat in der Dobrudscha, dem dortigen Hauptort der Krasnaer. Mit drei Brüdern war er 1874 zunächst nach Palästina ausgewandert, von dort kam er 1878 nach Kramurat (mehr siehe unten).

Seine Vorfahren

Der Name Ruscheinski (nach Taufbuch Krasna auch denkbar: Rozanski, Dworzynski, Ruzansky, Rozynzki oder ähnlich) ist in Polen weit verbreitet. Er kommt sowohl in Südpreußen im Raum Posen, in Neuostpreußen und im Raum Zamosc vor, von wo jeweils Kolonisten nach Krasna kamen. In Bessarabien kam dieser Name nur in Krasna vor.

Es ist wahrscheinlich, dass alle um 1800 geborenen Ruscheinskis, die in Krasna auftauchen, zur gleichen Familie gehören.
Michael Ruscheinski *1792
Peter Ruscheinski *1797
Franziskus Ruscheinski vor *1798
Josef Ruscheinski *1798
Jakob Ruscheinski *1799
Bonaventura Ruscheinski *1804    Diese beiden Letzten, Josef und Bonaventura waren nachweislich Brüder

Sie sind allein oder mit ihren Eltern um 1814 von Polen nach Bessarabien ausgewandert. Ihre Eltern und ihre genaue Herkunft konnten noch nicht ermittelt werden. Es ist auch nicht klar, wann sie genau in Krasna ankamen. Der erste Ruscheinski-Eintrag im Taufbuch Krasna ist # 36 im Jahr 1815 (Sohn von Michael Ruscheinski).

Peter Ruscheinski * 1797 hatte aus seiner ersten Ehe einen Sohn Jakob Ruscheinski? 03.01.1824 in Krasna, Akkerman. Dessen vier Söhne sind zunächst nach Palästina und von dort nach Karamurat in der Dobrudscha/Rumänien ausgewandert.

Die Brüder Ruscheinski in Palästina

Die Familien der Brüder

haben sich 1874 in Palästina in Ruma bei Jaffa niedergelassen. Auf welchem Weg sie dort hinkamen, konnte nicht ermittelt werden. Man kann vermuten, dass sie ab einem Schwarzmeerhafen auf dem Seeweg nach Jaffa/Tel Aviv gefahren sind. Palästina gehörte damals zum Osmanischen (türkischen) Reich. Sie beförderten mit ihren Pferdewagen- gezogen von großen, kräftigen russischen Pferden- Pilger von Tel Aviv nach Jerusalem. Damit verdienten sie viel Geld und konnten sich später in Karamurat viel Land kaufen.

Wegen der großen Hitze in Palästina blieben sie nur wenige Jahre.

Markus Ruscheinski ?25.04.1910 in Karamurat, † in Schwäbisch Hall, (ein Enkel von Johannes Ruscheinski) schrieb: "Meine Großeltern Ruscheinski kamen aus Palästina, wo sie etwa zwei Jahre zusammen mit Peter Söhn und Matthias Ruscheinski waren. Die Großmutter meiner Julewes (d.h. Tante Julia) hat davon erzählt, dass sie in der Verkündigungskapelle das Magnificat gesungen haben, deutsch und lateinisch.

Mathias ist noch zwei Jahre länger in Palestina geblieben und war dann Schmied in Karamurat".

Die vier Brüder in Karamurat

Der türkische Name Caramurat bedeutet etwa "Murat der Schwarze" und beruht auf einem Tatarenführer.

Nachdem im Februar 1876 vier Krasnaer Bauern über Donau nach Malcoci gefahren waren, um beim Pascha Soleiman Bey in Tulcea vorzusprechen2 und mit guten Nachrichten zurückgekommen3 waren, verließen im Mai 1876 rund dreißig Krasnaer Familien ihren Heimatort und zogen mit ihrer ganzen Habe nach Kara-Murat, Karamurat (ein großes Tatarendorf).

Der Russisch-Türkische Krieg 1877-1878 zwang Tataren und zuziehende Deutsche zur Flucht. Nur sieben Familien blieben zunächst in Karamurat; es waren 1. Sebastian Kreis, 2. Christian Fähnrich, 3. Johannes Müller, 4. August Söhn, 5. Josef Müller, 6. Johannes Ruscheinski und 7. David Ruscheinski.

Nach dem Friedensschluß kehrten die deutschen Bauern in verstärkter Zahl zurück. Sie zogen zunächst in die leerstehenden Hütten der geflohenen Tartaren ein.

Es waren folgende Familien: 1.Kaspar Götz, 2. Matthias Ternes, 3. Michael Ternes, 4. Josef Kuhn, 5. Martin Politzki, 6. Thomas Müller, 7. Matthias Müller, 8. Michael Götz, 9. Thomas Gedack und 10. Peter Arnold.

Dazu kamen die vier Brüder Ruscheinski, die aus dem Heiligen Land zurückkehrten4. Sie scheinen aber nicht alle gleichzeitig in Karamurat angekommen zu sein.

Peter Ruscheinki wurde 1880 Bürgermeister in Karamurat5

1780 waren bereits 50 deutsche Familien in Karamurat angesiedelt. Sie machten die Mehrheit der Bewohner aus. Deshalb setzte die rumänische Verwaltung Peter Ruscheinki als Bürgermeister ein. Er hat Karamurat neu aufgebaut und neu organisiert. Er fuhr nach Bukarest um für seine Gemeinde Hilfe zu organisieren. Er wurde sogar vom rumänischen König in Audienz empfangen und konnte ihm seine Pläne für Karamurat vortragen. Der König ordnete an, dass jedem deutschen Bauern genügend Land zur Verfügung gestellt wird. " Neben dem Fleiß und der Sparsamkeit der deutschen Bauern ist der Aufschwung der Gemeinde ihrem tüchtigen und klugen Bürgermeister Peter Ruscheinki zu verdanken"6.

An seinem Tod nahmen die Dorfbewohner großen Anteil, sie trugen seinen Sarg durch das ganze Dorf.

Eduard Volk
Neuwied, May 2024
Eduard's Vorfahre ist Klemens VOLK


  1. Der nordwestlich von Constanta gelegene Ort, der heute Mihail Kogalniceanu heißt, ist in jüngerer Zeit vor allem als Flughafen und NATO-Stützpunkt bekannt. In der Zwischenkriegszeit 1918-1940 wurde der Ort auch "Ferdinand I" genannt.
  2. Es waren Karl Müller (Christians Karl), Karl Ternes, August Söhn und Sebastian Kreis.
  3. Das Paschalik genehmigte die Einwanderung der deutschen Kolonisten unter der Bedingung, dass sie sich nicht im Norden der Dobrutscha niederließen (aus Angst, Siedler könnten Russen in die Hände arbeiten).
  4. Quelle: Johannes Florian Müller: Ostdeutsches Schicksal am Schwarzen Meer, Seite 124
  5. Johannes Florian Müller: Ostdeutsches Schicksal am Schwarzen Meer, (Seite 122, 124, 125,126, 530)
  6. Quelle: Johannes Florian Müller, Fußnote 5

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Ted J. Becker [†]  &  Otto Riehl, Kirchlinteln
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