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Individual Report



Johann und Andreas Steiert, die Ahnherren der Krasnaer Steiert

Die beiden Brüder wanderten mit ihren Eltern (Johannes Baptist Steiert * ca. 1749 und Maria Anna Enz * ca. 1762) 1803 nach Südrussland aus. Sie kamen 1843 als erste Personen dieses Namens mit ihren Familien nach Krasna:

Der Ursprung der Familie Steiert liegt in Hinterzarten im Schwarzwald

Ursprung und Bedeutung des Familiennamens STEIERT sind nicht genau bekannt. Nach manchen Quellen bedeutet STEIERT "aus der Steiermark". Die Schreibweise des Namens konnte auch abweichend Stayert, Steyer, Steier, Steuer oder ähnlich sein. Bis kurz vor dem 2.WK waren fast alle STEIERTs in Deutschland in Baden-Württemberg zu finden, vor allem in den südwestlichen Gebieten (Schwarzwald, Raum Freiburg/Breisgau).

Die Sippe Steiert ist ab 1608 in Hinterzarten nachgewiesen1, zunächst in veralteter Form als STEINHARDT, STEINHART, STEIGERT.

In den Jahren und Jahrhunderten vor 1600 war Hinterzarten und der größte Teil seiner Umgebung unter der feudalen Herrschaft der Adeligen und Fürsten, die historische Verbindungen zur Region der Steiermark in Österreich hatten. Es erscheint deshalb plausibel, dass Siedler aus der Steiermark rekrutiert wurden, um die Wälder abzuholzen und die Länder zu besiedeln. Brachliegendes Land war für den Fürst unergiebig.

Hans Steiert, Bühlbauer war nach dem Familienbuch Hinterzarten dort der erste Steiert.
Am 06. Juli 1628 kaufte er den Steiertenhof für 1200 fl.

Hans Steiert war der Vater von Jakob Steinhart sen. (1628 - 1674).

Johann Steiert * 1749 wurde Müller in Wagenstadt und Kippenheim, weil er für sich in Hinterzarten keine Verdienstquelle sah. Dort erbte jeweils der jüngste Sohn den Steiertenhof. Da es in jeder Generation viele Söhne gab, mussten die älteren woanders unterkommen. Schon die Eltern von Johann Steiert lebten nicht mehr auf Steiertenhof, sondern in Hinterzarten-Bisten im Bistenhäusle auf dem Bistenhof zur Pacht.

Steiertenhof

Nach dem Buch Ekkehard Liehl: "Geschichte der Hinterzartener Hofgüter" ist Jakob Steinhart (1628 - 1674) vom Bühlhof Besitzer des Steiertenhofs Der Bauernhof Steiertenhof wurde erstmals dokumentarisch in 1446 als "Urhof" erwähnt. Der Hof war von 1628 bis ins frühe 19. Jahrhundert im Besitz der Familie STEIERT; danach ging der Hof an die Familien Schelb und Steurenthaler über.

Im Jahr 1957 wurde der Hof von der Gemeinde Hinterzarten erworben. Diese verkaufte ihn 1984, und 1985 brannte das Bauernhaus nieder.

Auswanderung nach Südrussland

Johannes Baptist Steiert * 1749 und seine Ehefrau Maria Anna Enz * ca. 1762 wanderten 1803 nach Südrussland aus2, ihre Kinder:

Der Grund für die Auswanderung ist nicht bekannt. Er könnte mit folgendem Ereignis zusammenhängen.

Johann Steiert wird als Müller in Wagenstadt bezeichnet. Die Mühlen in der Gegend (Mahlberg Orschweier, Münchweier) gehörten überwiegend dem Benediktinerkloster Ettenheimmünster. Es wurde am 23.04.1803 aufgelöst (Säkularisation). An die Stelle des Klosters, bzw. des Hochstifts Straßburg, trat die Markgrafschaft Baden. Dieser Eigentümerwechsel hatte möglicherweise negative Folgen für die Müller.

Wie die Familie nach Russland gelangte, ist bisher nicht bekannt:

Die Familie Steiert kam 1803 nach Kleinliebental im Raum Odessa, in dem Jahr, in dem die deutsche Kolonisation in der Nähe von Odessa begann.

Kleinliebental

Kleinliebental wurde von katholischen Siedlern hauptsächlich aus dem Elsass und der Pfalz gegründet und gehörte zum Kirchspiel von Großliebental. 16 Familien, die für diese Kolonie bestimmt waren, und schon 1803 ankamen, mussten, da das Land für sie noch nicht gekauft war, in Odessa einquartiert werden. In den nächsten Jahren kamen weitere Familien hinzu, sodass es 1810 schon über 80 Haushalte gab.
Zum LIEBENTALER KOLONISTENBEZIRK im Bezirk Odessa gehörten die aus der Karte ersichtlichen Kolonien. Mit Ausnahme der katholischen Kolonie Kleinliebental wurden alle Kolonien zunächst von Lutheranern besiedelt. Franzfeld wurde nach wenigen Jahren infolge eines großen Zustroms von Katholiken schließlich auch zu einem katholischen Dorf.

Johann Steiert sen. *1749 selbst ist wohl gleich nach der Ankunft oder schon vorher auf der Reise verstorben, denn seine Ehefrau war mit ihren Kindern bei Johann Paulo in Kleinliebental untergekommen. Sie heiratete Paulo. Paulo aus Kapsweier kam ebenfalls 1803 nach Kleinliebental.

Zwei ihrer Söhne erbten Höfe in Kleinliebental3:

Johann kaufte nach ein paar Jahren einen Hof in Franzfeld. Warum er den von seinem Stiefvater geerbten Hof aufgab, ist nicht bekannt. Andreas Steiert blieb auf seiner geerbten Wirtschaft in Kleinliebental, bis er nach Krasna weiterzog.

Von Kleinliebental nach Franzfeld

Franzfeld war eine der zehn Mutterkolonien im Liebentaler Kolonistenbezirk. Laut Conrad Keller4 wurde Franzfeld von dreizehn deutschen lutherischen Familien aus Temeswar in Ungarn gegründet, die zwischen 1805 und 1806 nach Russland kamen. In den folgenden Jahren kam es jedoch zu einem großen Zustrom von Katholiken, der es schließlich zu einem katholischen Dorf machte.

Einer dieser Katholiken war Johann Steiert. Obwohl er die Landwirtschaft von seinem Stiefvater in Kleinliebental geerbt hatte, kaufte er die Landwirtschaft von J. Wohlgemuth in der Kolonie Franzfeld. Bei A. Zerr, "Einwanderungsgeschichte der Familie Zerr in Russland" wird auf s. 72 ausgeführt: " Angesiedelt 1803: 8a. Johann Steiert. Kaufte d. Wirtschaft v. J. Wohlgemuth 28. Febr. 1819; Frau Anna-Maria 18 J (im Jahr 1816)".

Und Conrad Keller sagt: "Georg Bailer (geb. 1754), ein Lutheraner aus Mariental/Rockenhausen, Pfalz, der über Sekitch, Batshka, Ungarn, kam, erhielt das Land zu Haus Nr. 8 im Jahr 1807. Er übergab es seinem Schwiegersohn Jakob Wohlgemuth (geb. 1785) aus Illingen/Vaihingen, Württemberg, über Ungarn, der es 1815 an Johann Steiert (geb. 1791), ... verkaufte, der aus Kleinliebental nach Franzfeld kam. 1843 zog Steiert nach Krasna, Bessarabien"5.

Warum er nach Franzfeld wechselte und später nach Krasna, ist nicht überliefert. Vermutlich war er mit den Höfen im Liebentaler Kolonistenbezirk nicht zufrieden.

Aus dem Kolonistenbezirk Großliebental nach Krasna

Großliebenthal

Zwischen 1835 und 1843 übersiedelten über 25 Familien nach Krasna aus den Kolonistenbezirken bei Odessa. Unter ihnen waren die untenstehenden Steiert-Familien aus Kleinliebental und Franzfeld (Kolonistenbezirk Großliebental).

Warum die Steiert-Brüder von dort wegzogen, ist nicht bekannt. Beide besaßen dort eigene Landwirtschaften. Der in der Region Odessa herrschende Mangel an Land für die Landwirte kann deshalb in ihrem Falle kaum der Grund für den Wegzug gewesen sein. Aber sie entschieden sich dennoch für den Umzug nach Krasna. Dort wurden Plätze frei, denn mindestens 20 Familien zogen um 1843 ins Ausland oder in andere Kolonien.

In Krasna entwickelten sich die Steierts zu einem der großen Clans im Dorf.

Eduard Volk
Neuwied, Juli 2024
Eduard's Vorfahre ist Klemens VOLK


1 Ekkehard Liehl berichtet in einem zweibändigen Werk über die Geschichte der Hinterzarten Höfe und deren Besitzer in "Geschichte der Hinterzartner Hofgüter". Diese Bücher beruhen auf einer umfassenden Recherche von Liehl im örtlichen, regionalen und staatlichen Archivgut das sich auf Hinterzarten bezieht.

2 Quelle: Zerr, Anton Einwanderungsgeschichte der Familie Zerr in Russland. S.12

3 Namentliches Verzeichnis der ersten Ansiedler und Wirtschaftsbesitzer der Kolonie Kleinliebental, S. 159:

4 Konrad Keller; Die deutschen Kolonien in Südrußland

5 CHANGES IN LANDOWNERSHIP IN FRANZFELD/ODESSA 1806-1822 by Adam Giesinger
Journal Of the American Historical Society of Germans from Russia, Vol. 3, No. 3 Winter 1960, pages 41-44

6 Sie können im OFD Krasna nachgelesen werden.


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Ted J. Becker [†]  &  Otto Riehl, Kirchlinteln
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