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Individual Report



Die Auswanderung von Josef Anton Volk

Joseph Anton ist mit seiner Familie nach Südrußland ausgewandert. Wir kennen nicht die Gründe dafür im einzelnen; sie waren sicher ähnlicher Art wie bei anderen damals nach Rußland gezogenen Familien.

Lt. Recherchen von Alois Amann in Pforzheim-Hohenwart ist Joseph Anton Volck zusammen mit seiner Frau und sechs Kindern in einer Gruppe von mehreren Familien im Frühjahr 1817 nach Rußland ausgewandert. Wie hießen die anderen Familien?

Im Grundbuch der Gemeinde Neuhausen heißt es unter

In dem Dokument des Kishinev Archive File 134-2-689 steht, dass er am 18. Nov 1817 in der Kolonie Baden ankam.

Es ist (noch) nicht bekannt wie und wann genau Josef Anton Volk nach Südrußland reiste. Man kann den Zeitraum anhand der Daten für den Hausverkauf und seine Ankunft in der Kolonie Baden eingrenzen.Ende April Hausverkauf, 18, November Ankunft in Baden/Odessa. Die Reisezeit betrug rund 80 Tage, hinzu kam die Quarantainezeit.

Vom 7. Mai bis 7. August 1817 machten sich in neun Transporten über 5000 Menschen auf den Weg in den Kaukasus. Die Harmonien bestanden nicht nur aus Separatisten, es schlossen sich viele andere Leute an. In dem Bericht des russischen Botschafters in Stuttgart ist die Rede von 10 Harmonien, welche zu 29 Kolonnen, bestehend aus 963 Familien gebildet wurden.

Die Reise Josef Anton Volks könnte mit einer Reisegruppe geschehen sein, die Anfang Juli in Ulm aufbrach und Ende Oktober/Anfang November 1817 im Raum Odessa ankam.


November

1. wurden wir samt unserem Gepäck wieder auf ein Schiff gebracht, wo wir über den Dnjestr, welcher in dieser Gegend 2 Stund breit ist, gefahren wurden und wurden in Ovidiopol in einer Kaserne einquartiert, wo wir wieder 3 Tag Quarantine halten mußten.

5. bekamen wir wieder Fuhren und wurden wieder 4 Stunden weiter nach Josefstal gebracht und bei einem Bauern einquartiert, welches eigentlich das Ende unser 133-tägigen Reise ist.

Dazu siehe Briefe und Reisebeschreibungen (1817) Friedrich Schwarz.

Quelle:

Nachdem 1816 und zu Beginn des Jahres 1817 sich kleinere Gruppen auf den Weg nach Transkaukasien aufmachten und sich bei der damaligen Provinzhauptstadt Tiflis ansiedelten brachen im späten Frühjahr 1817 unter Bezugnahme verschiedener Quellen ca. 1400 bis 1500 vor allem schwäbische Familien aus dem württembergischen Raum in Richtung des heutigen Georgiens und Aserbaidschans auf. Von Ulm aus setzte sie sich von verschiedensten Interessen und aus unterschiedlichen Gründen getrieben auf Holzbooten den sogenannten "Ulmer Schachteln" auf der Donau in Richtung schwarzes Meer in Bewegung. Zusammengehalten wurden sie in sogenannten Harmonien, Abteilungen die dann wiederum im weiteren zu Kolonnen zusammengefasst wurden.

Über Wien und Pressburg(Bratislava) verlief ihre Fahrt relativ unproblematisch bis nach Galatz(Galati/Rumänien).

Auf Grund der in den letzten drei Jahren schlechten Ernte in der Heimat brachen einige Familien die Weiterfahrt ab und versuchten sich in der gesehen fruchtbaren Landschaft anzusiedeln. Leider kam es aber auch auf Grund der Überfüllung der Boote, des sich verändernden Klimas zu einigen ersten Todesfällen. In Galatz, dem Grenzpunkt zum osmanischen Reich wurde den Aussiedlern durch die Behörden eine insgesamt etwa 40 Tage dauernde Quarantäne auferlegt. In diesem Klima und unter den hygienischen Bedingungen auf den Booten mussten das 48 Menschen mit ihrem Leben bezahlen und fanden ihr Grab in Galatz. Die vor allem schwäbischen Aussiedler, die den religiösen Auffassungen des Pietismus und Chiliasmus folgten ließen sich jedoch von solchen Rückschlägen in ihrem unbeugsamen Willen die Berge des Kaukasus zu erreichen nicht abbringen. Auf dem Wasserweg weiter die Donau hinab zum schwarzen Meer mussten erneut Todesfälle verzeichnet werden und so manche Familie entschied sich zur Rückkehr oder Ansiedlung in diesem Gebiet. Am Grenzpunkt zum russischem Reich in Ismail/Ismajil(Ukraine) mussten die noch verbliebenen deutschen Aussiedler eine mehrwöchige erneute Quarantäne durch die russischen Grenzbehörden angeordnet über sich ergehen lassen. Während des Wartens auf die Weiterreise mussten über 1300 Menschen dies den hygienischen Bedingungen und der warmen Jahreszeit schuldend mit dem Tod bezahlen.

Weitestgehend auf dem Landweg erreichten sie im Herbst 1817 die Festungsstadt Odessa am Schwarzem Meer. Die geplante Überwinterung in und bei Odessa wurde durch die russischen Behörden verweigert. Sie ordneten dagegen eine ca.20 Tage dauernde Quarantäne an. Auch diese Quarantäne forderte erneut zahlreiche Menschenopfer. Zur Überwinterung konnten sich die jetzt noch verbliebenen ca. 500 deutsche Familien in den Dörfern der schon bis zu 10 Jahren hier angesiedelten vor allem auch schwäbische deutsche Menschen einquartieren. Über 100 Familien entschieden sich daraufhin zum Verbleib in diesem Gebiet. Fast die gleiche Anzahl an Familien aus den deutschen Dörfern schlossen sich den Auswanderern auf ihren Weg in den Südkaukasus an.

Autor:
Eduard Volk, Neuwied, DE-RP
März 2024


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