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Individual Report



Die Familie Riehl in Krasna

Die Anfänge meiner Ahnenforschung waren 1978 bis 1982. Damals hatte ich vier Generationen von meinen lebenden Großeltern erfragt. Die Angaben haben sich später bewahrheitet.

Interessante Ereignisse zu dem Thema waren:

Dann ist das Thema Ahnenforschung erst einmal in der Schublade verschwunden. Die tägliche Arbeit hat das Thema verdrängt. Die Möglichkeiten waren auch bei weitem nicht so komfortabel wie heute im Zeitalter des Internet.

2008 ist meine Schwiegermutter überraschend gestorben. Das war für meine Frau und mich Auslöser das Thema Ahnenforschung wieder anzugehen. Manches was wir später haben fragen wollen, war nun nicht mehr möglich zu fragen.

1814-1940 Krasna, Bessarabien

Zu Beginn meiner Nachforschungen zu Bessarabien, ging ich in Krasna von vier Erstsiedlern mit Namen Riehl aus. Meine Linie nannte aus Überlieferungen den Einwanderer einen Josef Riehl. Der Name Josef stellte sich später als falsch heraus. Statt vier war es nur ein Einwanderer.

Der Einwanderer hieß Johannes Diebolt Rühl, *13.11.1763 in Croettwiller, Wissembourg, Bas-Rhin, Alsace, France.


Bild 1: Einwandererfamilie Johannes Diebold und Anna Maria Riehl

Im Taufbuch der St. Joseph Kirche, Krasna kommt der Theobald 1826 einmal als Taufpate vor. Es existieren drei Taufbücher von Krasna für die Zeit 1814 bis 1837. Die Taufbücher liegen im Staatsarchiv Leipzig.

Die Erstsiedler in Krasna kamen 1814 aus dem Herzogtum Warschau (Warschauer Kolonisten). Im Buch von Dr. Karl Stumpp1 sind verschiedene Röhl, Rühl und Riehl mit Herkunftsorten im Elsass (Bas-Rhin, France) aufgeführt.

1804-1814 Wilhelmsdorf, Neuostpreußen

Wilhelmsdorf, Króle Duze, Ostrowski, Mazowieckie, gehörte zu Neuostpreußen.
Neuostpreußen war nach der dritten Teilung Polens von 1795 bis 1807 eine Provinz des Königreichs Preußen. Ab 1797 unter dem preußischen König Friedrich Wilhelm III.

Nach dem Frieden von Tilsit im Juli 1807 gehörte Wilhelmsdorf zum Herzogtum Warschau.
Zum Herzogtum Warschau gehörte auch Westgalizien, sowie Zamosc und Umgebung.

Um 1800 wurden von hauptsächlich mecklenburgischen Kolonisten die Siedlungen Königshuld-Paproc Duza oder Groß Paproc, Luisenau, Wilhelmsdorf und Mecklenburg gegründet. Unregelmäßig bereisten die Prediger von Chmielowka-Suwalki und Wengrow die Dörfer der Könighulder Sprachinsel.
Der König von Preußen ließ Menschen anwerben, die den schwach bevölkerten Landstrich in Neuostpreußen bevölkern sollten.
Die erste Spur in Polen fand Eduard Volk2. Auf dieser Vorlage konnte ich im Detail weiterforschen.

1814 Auswanderung nach Bessarabien

Gut ist es den Ansiedlern in Neuostpreußen nicht gegangen. Sonst hätten Sie nach kaum 10 Jahren nicht wieder alles stehen lassen und sind weitergezogen. Gründe für das Scheitern der Ansiedlung in Polen nennt die Literatur reichlich:

Den Wegzug von Herzogtum Warschau nach Russland dokumentiert die Hopf-Liste4. Auf Position 689 nennt die Hopf-Liste:
Ryll Theobold, 1814, aus Herzogtum Warschau Dep. Lomza, Bez. Ostrolenka, Kolonie Wilhelmsdorf, nach Russland. Beruf Landwirt, Alter 48, Ehefrau Anna-Maria 46, Söhne: Adam 18, Martin 16, Johann 7.

1804 Ansiedlung in Preußen

Es gibt eine Liste der Ansiedler5, die bis 1806 ansiedelt waren. Der Riehl war bei der Kolonie Wilhelmsdorf6 (Króle Duze, Króle) auf Position 12 verzeichnet. In bester Schrift steht da:

Theobald Riehl., Hüfner, 1 Mann, 1 Frau, 1 Sohn und 1 Tochter über 12 Jahre, 1 Sohn und 2 Töchter unter 12 Jahre, Herkunft Elsass; Ansiedlung 1804.

Folgender Link zeigt auf #50 den Taufeintrag von Ryll Anna Marianna 29.09.1804: #50 Taufeintrag von Ryll Anna Marianna

Folgender Link zeigt auf #57 den Taufeintrag von Ryll Jan 02.09.1806: #57 Taufeintrag von Ryll Johann

Wilhelmsdorf gehörte damals zum Domänenamt Jassenica, Königreich Preußen. Eine hervorragende Quelle zum Nachlesen des damaligen Geschehens ist das Buch von August Müller7.

Zwei Links aus 1808 mit der jeweiligen Unterschrift von Diebold Rühl.

Mit Unterschrift schreibt er "Rühl", während im Text die polnische Version gebraucht wird.

1758-1802 Bechhof, Trimbach, Bas-Rhin

Die Suche im Elsass lief schwierig an. Ich hatte nur wenig Ausgangsdaten. Eine hervorragende Quelle sind die digitalisierten Kirchenbücher und Zivilstandsregister8 von Bas-Rhin.

2012 schrieb ich an die AGAWE 9 in Wissembourg und habe nachgefragt, ob sich jemand mit dem Namen Riehl im Bezirk Wissembourg beschäftigt hat. Nach ein paar Wochen hat sich ein Elsässer gemeldet. Er hieß Riehl, wohnte in Lembach (Bas-Rhin) und war mit mir auf der 8. Stufe verwandt. Wir haben unsere bisherigen Forschungsergebnisse ausgetauscht und gemeinsam weitergesucht.

Die Wohnorte der hier betrachteten Familie Riehl lagen von ca. 1750 bis 1804 im Kanton Seltz, Arrondissement Wissembourg, Département Bas-Rhin, Region Alsace, France.

1801 Kaidenbourg, Wissembourg, Bas-Rhin

Kaidenbourg, Siegen, 48° 56' N, 8° 1' O

1798 Schleithal, Wissembourg, Bas-Rhin

Schleithal, Kanton und Arrondissement Wissembourg, Département Bas-Rhin, Region Alsace, France, 48° 59' N, 8° 3' O

1795 Söllingen, Baden; Kriegswirren franz. Revolution

Pfinztal (Söllingen), Baden-Württemberg, Deutschland,48° 59' N, 8° 33' O

Taufeintrag: * 25./~ 27.11.1795 Franz Adam Riele, Sohn v. Diebold Riele, Ausgewanderter aus Katenburg und Anna Maria Wüstin.
Kopie vom Taufbuch der lutherischen Kirche in Söllingen. In dem Geburtseintrag vom 25. Nov. 1795 wird der Vater Diebold Riele als Ausgewanderter aus Katenburg (wohl Schreibfehler für Kaidenburg) bezeichnet; seine Ehefrau ist Anna Maria geborene Wüstin.

Der Name Riele oder ähnlich taucht sonst weder vorher noch nachher im Kirchenbuch von Söllingen auf.

Französische Emigranten wurden weit ins badische Hinterland geschickt, weil die Rheinschiene nicht alle Emigranten aufnehmen konnte. Zwar war die Gegend um Söllingen evangelisch, aber das galt für die ganze Gegend um Karlsruhe. Deshalb blieb den Flüchtlingen aus dem Elsass kaum eine Wahl, als ihr Kind lutherisch taufen zu lassen. Für eine katholische Taufe hätten Sie weite Wege in unsicherer Zeit auf sich nehmen müssen.

1758 Bechhof, Trimbach, Bas-Rhin

Bechhof, Trimbach, Kanton Seltz, Arrondissement Wissembourg, Département Bas-Rhin, Region Alsace, France, 48° 56' N, 8° 2' O

Mehr zu Bechhof, Trimbach

20.11.1758 heiratet Johann Georg Riehl, *21.09.1729 in Schaidt, Margaretha Conrad aus Trimbach,
Der Bechhof ist nach der franz. Revolution verfallen, dann verschwunden.
Eigentümer des Hofes war bis Beginn der Französischen Revolution die Familie von Vitzthum. Vitzthum war ein Nachbar in Schaidt, drei Häuser vom Hof der Riehl entfernt.

1584 - 1758 Schaidt, Bienwald, Südpfalz

Schaidt (heute Stadtteil von Wörth), Landkreis Germersheim, Deutschland.
Das Kirchenbuch von Schaidt gibt Auskunft bis 1685. Im Taufeintrag vom 13.7.1685 für Maria Apolonia Riehl, sind deren Eltern Johannes Jacobus Rühl und Frau Magdalena benannt. Johannes Jacobus ist somit der älteste urkundlich nachgewiesene Riehl.

Das Kirchenbuch von Schaidt ist im Bistumsarchiv Speyer einsehbar.

Aufzeichnungen von Manfred Bouquet, Heimatforscher in Schaidt

1584 und 1592 wird als erster ein Hans Rihl erwähnt. Er muss vor 1607 gestorben sein, während Hans Rihlen Witib (Witwe) noch bis zum Jahre 1618 in den Akten genannt wird. Sie hatte (1609) ein Anwesen im Unterdorf, Feldseite (siehe. Urban Burg) in Besitz. Hans Rihl selbst wird (1592) als Besitzer eines Anwesens im Unterdorf Waldseite genannt.

Um die gleiche Zeit wird auch eine Familie Rihl in Lauterbourg genannt, mit denen die Schaidter Rihl offenkundig verwandt waren.

Im Jahre 1621 wurde ein Wendel Rihl als Grundstücksnachbar genannt.
Von 1623 bis 1667 wird Jakob Rihl der Alte erwähnt, von dem ein Schuldbrief über 100 fl. aus dem Jahre 1623 erhalten ist.
1631 besitzt er ein Haus im Unterdorf auf der Feldseite. Hierzu erkauft er sich ein Durchfahrtsrecht durch Lorenz Webers Hofrecht auf' der Bachseiten.
Vor 1667 besitzt er auch das heutige Rihlsche Anwesen (neben ehem. Gärtnerei Getto), das später die Gemeinde Schaidt und noch später Hans Adam Eckert im Besitz hatten.

Von 1654 bis 1667 wird Hans Georg (Jörg) Rihl erwähnt, der 1665 und 1667 als Dorfgerichtsschöffe fungierte. Er war 1667 ein Miterbe von Hans Langohr und erbte auch von Peter Seifried (siehe dort).
Im Jahre 1662 besaß er als Wohnhaus das damalige zweite Haus östlich des unteren Dorfgrabens (Waldseite).
1662 vereinbarte er mit dem auf der Feldseite wohnenden Stefan Heintz und Hans Jakob Dresch (s.d.) ein gegenseitiges Durchfahrtsrecht durch ihre Anwesen.
1654 besitzt er ein weiteres Anwesen im Oberdorf auf der Waldseite (Nachbarn bis 1654:Sebastian Becker und Hans Dreschen.
Um 1680 ist nur noch von Hans Georg Rihlen Erben die Rede.
Vor 1680 muss Hans Jakob Rihl geboren sein , der um 1733 verstarb. Er war mit einer Maria Magdalena (geb.Schehr?) verheiratet und war mit Christoph Wilhelm verschwägert.
1691 erbte er ein Haus im Ring Feldseite, das einmal Urban Burg dem Jungen gehörte. Da es später in die Hände der Gemeinde überging dürfte es sich um das bei Jakob Rihl dem Alten genannte Rihlsche Haus handeln und Hans Jakob ein Sohn von Jakob dem Alten sein.
Ein kleines Häuschen beim Vogelgäßchen, das sich 1690 in Händen von Michael Grieß befand und 1705 von dessen Tochter Anna Barbara Grieß sich befand, besitzt später unser Hans Jakob Rihl (Angrenzer 1690: Michael Grieß selbst und Antoni Gärtner).
Bis 1819 gehörte das Anwesen der Gemeinde und wurde als "gemeines Hirtenhaus" genutzt. Um 1715 wohnte hier "mietfrei" der Viehhirte Hans Georg Martin.
1819 hatte hier der Bäckermeister und Wirt Franz Weber eine Gaststätte "Zum Hirschen". Sein Haupthaus hatte er an anderer Stelle im Dorf.
Gegen Ende des 19. Jh. erwarben die ledigen Geschwister Philipp und Gretel Böhles das Anwesen.

Franz Joseph Rihl, der über seine Frau mit den Böhles verwand war, übernahm das Anwesen und gab es an seinen Sohn Ernst Rihl weiter.

Aufzeichnungen von Prof. Erich Getto

Rühl: (Ruel, Riehl, Riel). Schon früh sind Vertreter dieses Namens in verschiedenen südpfälzischen Dörfern bezeugt:

Betrachtungen zum Familienname Riehl



Otto Riehl
Kirchlinteln, April 2014


Quellen:
  1. Die Auswanderung aus Deutschland nach Rußland in den Jahren 1763 bis 1862
  2. Eduard Volk; Krasna - Ein deutsches Dorf in Bessarabien
  3. Joseph Deifel; Mit Napoleon nach Russland - Tagebuch des Infantristen Joseph Deifel - Verlag Friedrich Pustet
  4. Hopf-Liste; 9. Verzeichnis von Dr. Hopf Krakau) über die Auswanderung aus Polen (Herzogtum Warschau) nach Russland (Allgemein) vom 27.10.1941.
  5. Ansiedler 1806; Nachweisungen der Kolonisten auf dem platten Lande, 1806, II. HA Generaldirektorium, Abt. 11 Neuostpreußen, VI, - Nr. 1104.
  6. Wilhelmsdorf: heute Króle Duze, Gemeinde Andrezejewo, Bezirk Ostrowski, Provinz Mazowiekie, Polska. Nordöstlich von Warschau.
  7. August Müller, Die preussische kolonisation in Nordpolen und Litauen (1795-1807), K. Curtius 1928, mit einer Karte des Domänenamtes Jassenica
  8. Zivilstandsregister Bas-Rhin
  9. AGAWE, Arbeitsgemeinschaft für Genealogie des Kreises Wissembourg und seiner näheren Umgebung

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