Die Wanderung der Familie Nikolaus Dirk aus Deutschland nach Krasna/BessarabienQuelle: Taufeintrag in Schwarzenholz zu Nicolaus Dürck Nikolaus Dirk wurde am 10. September 1732 getauft. Er und seine Eltern wohnten in Niedersalbach/Saarland. Er war der erste Einwohner im verödeten Rittenhofen nach dem 30-jährigen Krieg und betrieb herkunftsgemäß Pferde- und Rinderzucht (aus diesem Grund Ritt von Rittenhofen genannt). Seine Familie nennt sich dementsprechend auch die Ritten Dürcken. Die Vorfahren von Nikolaus DirkHeinrich TÜRK (DÜRCK) (* 1620 † 1684) (Ritt von Rittenhofen) +-Hans Jakob TÜRK (DÜRCK) (* 1650 † 1719) +-Johann Theobald TÜRK (* 1685 † 1740) +-Nikolaus TÜRK (* 1732) Johann Theobald, der Vater von Nikolaus Dirk, ist in Rittenhofen geboren. Er zog nach seiner Heirat in den Nachbarort Niedersalbach, wo er auch starb. Dort lebten seine Schwiegereltern Paul. Warum er nach dort zog, ist nicht bekannt. Nikolaus in Niedersalbach geboren, hat zunächst Barbara Speicher aus Püttlingen geheiratet. Nach ihrem Tod war er mit Anna Maria Jacob aus Reisweiler verheiratet. Die Auswanderung der Familie Dirk nach GalizienZwischen 1782 und 1787 gingen zahlreiche Menschen nach Galizien, dem östlich des Weichseloberlaufs gelegenen und jahrhundertelang zu Polen gehörenden Gebiet, das bei der ersten polnischen Teilung (1772) von Österreich vereinnahmt worden war. Die Anwerbung von Auswanderungswilligen war nicht besonders schwierig. Ein Teil der großen Kinderschar der Bauernfamilien musste regelmäßig den elterlichen Hof verlassen, um sich anderswo eine eigene Existenz aufzubauen. Der Hauptwanderweg der Pfälzer ging zunächst nach Frankfurt/Main wo sie vom österreichischen Residenten Franz von Roethlein ihren "Reichskommissariatspass" für die Ausreise erhielten. Von Wien aus ging die Reise auf dem Landweg weiter. Man zog mit Pferdewagen in größeren Gruppen über Brünn, Olmütz, Mährisch-Neustadt, Bielsko-Biala bis nach Krakau und von dort weiter in die Bestimmungsorte. Gereist wurde nur in den Sommermonaten. Die Länge des Reiseweges: Von Püttlingen/Saar bis Ulm = ca. 300 km Die Ansiedlung in GalizienDie Auswanderer, in größeren Gruppen von Wien kommend, betraten in Biala galizischen Boden. Mühsam quälten sich die Gespanne nun vorwärts, denn die Wege waren schlecht. Die Sterblichkeit unter ihnen war groß, die Kindersterblichkeit erschreckend. Die Kaiserlichen Werber hatten das Land Galizien als ein wahres Paradies geschildert. Groß war deshalb die Enttäuschung der Ankömmlinge als davon nichts zu sehen war. In der Regel sollten die Ansiedler bei ihrer Ankunft außer Ackerland auch fertig eingerichtete Höfe mit einer Grundausstattung an landwirtschaftlichem Gerät und Vieh erhalten. Da aber die österreichische Verwaltung sich erst im Aufbau befand, konnte die Einrichtung der Höfe für die Ansiedler mit dem Kolonisten-Ansturm nicht Schritt halten. Die Behörden mussten die Menschen aus Mangel an vorbereiteten Kolonisationsplätzen in Notunterkünften unterbringen. Seuchen, besonders die Blattern rissen große Lücken in die Familien und Sippen. Um eine gewisse Abhilfe zu schaffen, erreichte die Verwaltung eine Vereinbarung mit Großgrundbesitzern, einen Teil der Ansiedler auf Privatgrundherrschaften unterzubringen. Im Oktober 1784 verpflichtete sich Andreas Graf von Zamoyski (Ordinationsherr von Zamosc) 80 Auswandererfamilien aufzunehmen. Andere Grundherren folgten dem Beispiel. Insgesamt gab es im Kreis Zamosc Privatansiedler in 16 Orten, mehr als ein Drittel aller Orte mit Privatansiedler in ganz Galizien6. Graf von Zamoyski brachte im Jahre 1785 vier Familien deutscher Kolonisten nach Huszczka, Sprengel von Sitaniec. Sie sind im Ansiedlervertrag des Grafen Zamoyski genannt. Es waren die Familien Peter und Johann Paul, Nikolaus und Johann Dirk (letzterer der Sohn von Nikolaus * 1732 aus erster Ehe). Die Brüder Paul und Nikolaus Dirk waren Cousins. Jeder Ansiedler erhielt rund 12 ha Land (30 Koretz), ein Haus, Stall und Scheune und lebendes und totes Inventar, das in Raten bezahlt wurde. Die Familien lebten rund dreißig Jahre in Polen bis zum Ende der napoleonischen Kriege in Osteuropa. Die Situation für die Kolonisten war alles andere als rosig. Die damalige Herrschaft erhöhte die nach sechs Jahren zu leistende Zug- und Fußrobot (bestimmte Abgaben) nach Belieben. Die Folge waren Armut und Hungersnot, die noch durch Dürreperioden, Missernten und Seuchen gesteigert wurden. Die Siedler machten sehr schwierige und unruhige Zeiten durch.
Die Weiterwanderung der Familie Dirk nach BessarabienAus dieser Situation ergaben sich die Beweggründe für die Weiterwanderung der Leute nach Bessarabien, das Russland 1812 den Türken abgerungen hatten. In seinem Aufruf vom 29.11.1813 rief Alexander I. zu einer freiwilligen Auswanderung nach Russland auf. Das Manifest des Zaren sicherte den Emigranten in Bessarabien Religionsfreiheit, Befreiung vom Kriegsdienst, zehnjährige Steuerfreiheit, 60 Desjatinen (=66 ha) Land für jede Familie und Geld für den Hausbau zu. Die 1784/1785 aus Deutschland ausgewanderten Familienväter waren bereits bei der Einreise in Galizien zwischen 30 und 50 Jahre alt. Als es nach Bessarabien weiterging, lebten einige nicht mehr oder sie sind nicht mehr weitergewandert. Sie waren 1814 schon in einem für damalige Verhältnisse recht hohen Alter (um 60 Jahre und älter). In diesen Familien wurden zwischen dem Einwanderungszeitpunkt nach Galizien und der Weiterwanderung nach Bessarabien (ca. 30 Jahre) Kinder in der neuen polnischen Heimat geboren. Die meisten der nach Krasna weitergewanderten Kolonisten aus dem Raum Zamosc dürften in Polen geboren sein. Aus der Sippe Dirk zog Sohn Nikolaus Dirk * 1769 nach Bessarabien weiter8 . Er ist der Ahnherr der Krasnaer Dirks. Türk, Nicolaus aus dem Kreis Zamosc, Gouvernement Lublin, Herzogtum Warschau, emigrierte nach Rußland im Jahr 18149 . Ehefrau Gertrude ; Kinder Peter, Mathias, Johann, Nikolaus, Christine, Marianne10. Nikolaus Dirk gehörte zu den Erstansiedlern in Krasna.
Seinen Hof in Krasna hat wohl sein jüngster Sohn Nikolaus * 1804 geerbt, wie es den geltenden russischen Gesetzen entsprach. Aber die anderen Söhne hatten auch eigene Höfe erworben. Eduard Volk Neuwied, den 18. September 2024 1 Quelle: J.Müller: Ritt von Rittenhofen... in: SBZ Geschichte und Landschaft 177/178;1979 2 Quelle: Franz Wilhelm und Josef Kallbrunner: Quellen zur deutschen Siedlungsgeschichte in Südosteuropa, München, Reinhardt, 1936; page 202, # 42. 3 Die Ulmer Schachteln waren ganz billig hergestellte Boote, die nur in einer Richtung donauabwärts fuhren, denn sie wurden am Ende Ihrer Reise als Brennholz verkauft. 4 Diese Listen existieren noch im Hofkammerarchiv in Wien, eine wichtige Quelle der Familienforschung. 5 politische Verwaltung eines Gouvernementsbezirkes 6 Quelle: Ansiedlervertrag des Grafen Zamoyski vom 28 Februar 1785 (Archiv Lublin). Ausweis über die in den Königreichen Galizien mit Ende des 1786ten Jahrs vorfindige deutsche Privat-Ansiedler sowohl Bauern als Handwerksleute und über den Bestand ihrer Dotirung. Abgeschlossen Lemberg, 14. Hornung 1788. - Hofkammerarchiv Faszikel 6925, Nr. 30 vom 30. März 1788." (Hofkammerarchiv Wien). 7 Der Raum Zamosc wurde 1809 dem von Napoleon 1807 gegründeten Herzogtum Warschau zugeschlagen. 8 Die Reise nach Bessarabien kann nachgelesen werden im ebook: Die Herkunft der Krasnaer Kolonisten und ihre Wanderung nach Krasna 9 Quelle: Verzeichnis von Dr. Hopf (Krakau) über die Auswanderung aus Polen (Herzogtum Warschau) nach Rußland (Allgemein). Page 64, # 887. National Archives II, College Park, Maryland, USA. 10 Nicht eindeutig Nikolaus zuzuordnen sind die Erstansiedler in Krasna: 21 - DIRK, Jacob (1800), Ehefrau ARNOLD, Marianna (1804) |